Im Allgemeinen wird auf kurzfristig steigende Treibstoffpreise mit weniger Fahrten respektive der vermehrten Benutzung des öffentlichen Verkehrs reagiert. Es wird erwartet, dass die Preise für fossile Treibstoffe langfristig deutlich steigen. Das Projekt «Langfristige Treibstoffpreiselastizitäten: Einfluss auf die Mobilitätswerkzeugwahl und Wahl des Wohnstandorts» an der Professur für Verkehrsplanung setzte sich daher das Ziel, mögliche Auswirkungen einer solchen Preisentwicklung auf die Wahl des Verkehrsmittels und des Wohnstandortes aufzuzeigen.
Die befragten Haushalte reagierten bei steigenden Mobilitätskosten vor allem mit dem Wechsel von Benzin- zu Dieselmotoren, von grösseren und stärker motorisierten zu kleineren und schwächer motorisierten Modellen sowie mit der Reduktion der gefahrenen Kilometer. Für den abgefragten Preisbereich von 1.5 bis 5 CHF pro Liter bewegt sich die Preiselastizität zwischen -0.31 und -0.58 für Benzin, zwischen +0.32 und -0.42 für Diesel und zwischen -0.24 und -0.99 für den gesamten Treibstoffkonsum.
Der Wille den Wohnstandort zu wechseln, um damit Mobilitätskosten zu verringern, erwies sich als sehr klein. Basierend auf den Modellresultaten liess sich berechnen, wie viel die Befragten zu zahlen bereit sind, um am ursprünglichen Wohnort zu bleiben. Dieser Betrag ist meistens höher als die Einsparung der Mobilitätskosten durch einen Umzug. Also kann davon ausgegangen werden, dass Treibstoffpreiserhöhungen bis 5 CHF/l nur einen geringen Einfluss auf die Wohnstandortwahl ausüben.
In der mehrstufigen Befragung wurde zunächst untersucht, ob die Teilnehmenden der Studie bei steigenden Benzinpreisen ihr Fahrzeug anders benützen. Es wurde auch erfragt, ob andere Fahrzeuge angeschafft würden oder ob auf den öffentlichen Verkehr (ÖV) gewechselt wird. Dabei mussten die Befragten für verschiedene Treibstoffpreisniveaus die für ihren Haushalt ins Auge gefasste Personenwagenflotte bezüglich Motorisierung, Fahrzeugtyp und gefahrenen Kilometer spezifizieren. Daneben wurde über die Erfassung des hypothetischen Besitzes von ÖV-Abonnementen und deren Nutzung mit abgebildet, ob stattdessen vermehrt der ÖV genutzt wird. In einem zweiten Teil gaben die Befragten an, wie sie ihre Mobilitätsbedürfnisse an einem alternativen Wohnstandort bei ebenfalls steigenden Treibstoffpreisen befriedigen. Im letzten Teil der Studie wurden die vorgängig genannten Situationen zu Entscheidungssituationen der Wohnstandortwahl kombiniert.
Ansprechpartner: Alexander Erath
Erath, Alexander; Axhausen; Kay W. (2010): Long term fuel price elasticity: effects on mobility tool ownership and residential location choice. Zurich: Working paper, 615, IVT, ETH Zurich.