Wenn ein Haus gebaut, ein Stadtteil realisiert oder ein Park angelegt wird, sind im Vorfeld immer auch eine grosse Anzahl verschiedenster Bildmedien daran beteiligt: Historische Fotografien und Karten, Skizzen und technische Zeichnungen, Videos, Fotos von Modellen oder CAD Bilder, auf Papier oder in digitalen Bildspeichern, in Blogs, Broschüren oder Powerpoint-Präsentationen. Der architektonische Entwurf ist Teil einer kaum übersehbaren Bildproduktion.
Aber nicht nur der Entwurf ist geprägt von Bildern, auch die Analyse und Forschung. In Archiven und digitalen Datenbanken werden Bilder gesichtet und zusammengetragen, in Feldforschungen wird fotografiert und gefilmt. All diese Bilder sind Teil komplexer Diskurswelten, eingebettet in vielschichtige Bedeutungszusammenhänge. Die Dominanz des Visuellen wird massgeblich von der massiven Produktion und Distribution von Bildern hervorgerufen. Auch die Stadtforschung kommt um eine Beschäftigung mit diesen Bildwelten nicht mehr herum.
Das besondere an bildbasierter Forschung ist, dass sie Bilder und nicht Texte, Zahlen oder Statistiken als Grundlage nimmt. Das Sammeln, Produzieren und Sichten von Bildmaterial zieht sogleich die Notwendigkeit des Ordnens, Katalogisierens und Archivierens nach sich, sodass hier schon ein Grossteil der Arbeit verrichtet werden muss. Daran anschliessend findet das Verdichten und Auswerten statt, eine Arbeit, die mehr oder weniger intensiv den Schritt vom Bild in die Sprache unternimmt.
Mit Bildern argumentieren oder Evidenz erzeugen, sind Verfahren, die noch wenig etabliert sind, aber dennoch immer stärker eingefordert werden. Mit Street-View bebildert Google seine ehemals abstrakten Karten mit real anmutenden Bildern. Die Probleme, die dadurch entstehen, zeigen einerseits die Macht der Bilder und verweisen andererseits auf die Notwendigkeit eines bewussten Umgangs mit diesen.
Eine vermehrte Beschäftigung mit der theoretischen Grundlage von Bilddiskursen und bildbasierter Forschung scheint auch für die Architektur und Stadtplanung notwendig. Am Lehrstuhl Günther Vogt sind deshalb zwei neue Forschungsprojekte in Vorbereitung, die sich vermehrt mit diesen «Bilderfragen» beschäftigen werden. Ein Teilprojekt zu NFP 65 «Neue urbane Qualitäten» analysiert die Bilddiskurse zur Qualität urbaner Räume, ein Projekt in Zusammenarbeit mit der UdK Berlin und eikones in Basel wird sich im Rahmen des Swiss Spatial Sciences Framework (S3F) mit der Abbildbarkeit des Raums beschäftigen.
Jürgen Krusche, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur Günther Vogt.