Seit fünf Jahren widmet sich der Forschungsschwerpunkt Kulturlandschaft der nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung in Dörfern und kleineren Städten aus einer landschaftlichen Perspektive heraus. Der Umgang mit lokalen Ressourcen sowohl materieller als auch immaterieller Natur spielt dabei eine zentrale Rolle.
Nachhaltigkeit ist eines der grossen Themen unserer Zeit und durchdringt gegenwärtig jedes städtebauliche Leitbild und jede Planungsstrategie. Doch häufig stellt es sich als schwierig heraus, Nachhaltigkeitsziele effektiv zu verankern und die gewünschten Effekte auch tatsächlich zu erreichen. Dies hat verschiedene Gründe. Oft sind die entsprechenden Massnahmen allgemein gehalten oder so umfassend formuliert, dass sie nicht wie geplant greifen: da sie zu teuer scheinen, deshalb oft nur in kleinen Schritten implementiert werden und teilweise durch Rebound-Effekte wieder neutralisiert werden. Bereits frühe Kritiker und Kritikerinnen haben das weitverbreitete ‹Drei-Säulen-Modell› der Nachhaltigkeit als eine der Hauptursachen dafür identifiziert: so hat beispielsweise der Deutsche Sachverständigenrat für Umweltfragen schon 2002 in einem Gutachten festgehalten, «… dass das Drei-Säulen-Konzept zu einer Art Wunschzettel verkommt, in den jeder Akteur einträgt, was ihm wichtig erscheint.» Mangels praktikablerer Alternativen operieren Architektinnen, Planer und Städtebauerinnen allerdings weiterhin mit diesem Modell.
Stadt als Ressource
Mit der Publikation Stadt als Ressource haben wir vom Lehrstuhl Christiaanse 2014 den Fokus auf die Stadt selbst als Ressource gelegt. Eine Ressource, die kontinuierlich erneuert werden muss, um auch für zukünftige Generationen verfügbar zu sein. Diese Vorstellung von der Stadt als einem regenerativen Kreislauf gilt auch für weniger dicht besiedelte urbane Landschaften. Nicht nur hinsichtlich der Gestaltung ihrer räumlich-ästhetischen Qualitäten, sondern auch ihrer zeitlichen Entwicklung. Dabei lässt sich der Ansatz nicht auf physische Ressourcen wie Wasser, Nahrung oder Energie beschränken. Auch nicht-materielle Ressourcen müssen in die Betrachtung miteinbezogen werden: Innovation, Wissen, Austausch, Netzwerke, etc. oder einfacher gesagt, ‹Kultur› im eigentlichen Sinne, ist ebenso ein konstituierender Bestandteil des Territoriums. Die regenerative Bewirtschaftung aller Ressourcen wird in den urbanen Landschaften der Zukunft voraussichtlich zur zentralen Herausforderung. Aber wie kann dies gelingen? Wie lassen sich städtebauliche Strategien für kleinere Gemeinden mit wenig oder keinem Wachstum entwickeln, die auch lokale Entscheidungsträgerinnen und -träger befähigen, einmal eingeschlagene Wege selbständig weiter zu verfolgen und die dafür nötigen lokalspezifischen Kapazitäten aufzubauen und zu fördern?
Um diese Fragen zu beantworten, werden aktuell die Erkenntnisse ausgewählter Lehr- und Forschungsprojekte, die im Rahmen des Forschungsschwerpunkts Kulturlandschaft durchgeführt wurden, in einer Publikation zusammengefasst, die 2018 erscheinen wird.
Michael Wagner ist Lehrbeauftragter, Oberassistent und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Architektur und Städtebau von Prof. Kees Christiaanse am Institut für Städtebau, wo er seit 2012 den Forschungsschwerpunkt Kulturlandschaft leitet.