Um die Qualität von Landschaften sowohl im urbanen als auch im ländlichen Raum zu sichern und gemäss entsprechenden Zielen zu entwickeln, ist eine flächendeckende Beschreibung der vorhandenen Landschaftstypen nötig. Diese dient als Grundlage zur Festlegung von Entwicklungszielen, zur Ausscheidung von besonders schützenswerten Gebieten sowie zur Beobachtung der längerfristigen Entwicklung der Landschaften.
Mit der Ratifizierung der Europäischen Landschaftskonvention hat sich auch die Schweiz dazu verpflichtet, Landschaftsqualität zu erfassen und zu bewerten. Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz hat dazu einen Katalog der charakteristischen Kulturlandschaften verfasst, der 39 verschiedene Landschaften unterscheidet und sich grob in folgende sogenannte Texturen gliedert: Waldtextur, Agrartextur, Gewässertextur, Siedlungstextur, Infrastrukturtextur und Patrimoinetextur. Letztere beschreibt kulturell und historisch geprägte Landschaften. Entgegen herkömmlichen Landnutzungsklassierungen werden auch historische oder sakrale Elemente sowie kulturell prägende Elemente explizit erfasst.
Ebenso listet der Katalog Energielandschaften auf, die stark von einer Energieinfrastruktur geprägt sind oder auch Transformationslandschaften, «die neben der Siedlungsprägung auch zahlreiche Inseln von bäuerlicher Vergangenheit und natürlichen Lebensräumen aufweisen.» (Rodewald et al., 2014). Damit können Landschaften von unterschiedlicher Qualität und verschiedener menschlicher Prägung beschrieben werden, um schliesslich die Übergänge zwischen Stadt und Land treffender und detaillierter zu erfassen.
Die detaillierte Ausarbeitung ist ein Meilenstein für die Richtplanung
Der Katalog der charakteristischen Kulturlandschaften diente als Basis der Landschaftskonzeption, welche die Stiftung Landschaftsschutz für den Kanton Schwyz erarbeitet. Diese Ergebnisse fliessen im Rahmen der nächsten Richtplanrevision in den kantonalen Richtplan ein und dienen als Grundlage für den behördenverbindlichen Vollzug des Landschaftsschutzes in den BLN Gebieten (Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler) und für Aussagen zu kantonalen Landschaftsschutzgebieten. Aktuell befindet sich die Konzeption in der verwaltungsinternen Vernehmlassung. Der Abschluss des Projektes ist auf den September 2019 terminiert. Die Landschaftskonzeption wurde in einem iterativen, partizipativen Verfahren erstellt: Verschiedene Behördenvertreter skizzierten die ungefähre Lage von Landschaften und diskutierten, wo welche Landschaftstypen vorherrschen. Ein Meilenstein beim Erstellen dieser experten-basierten Landschaftskonzeption war die Einigung auf die zu berücksichtigenden Landschaften, denn dies bestimmte auch den Detaillierungsgrad der Ausarbeitung. Bei der Erstellung der Karte wurde eine Darstellungsform gewählt, welche die fliessenden Übergänge und unscharfen Abgrenzungen berücksichtigt. Die Professur zur Planung von Landschaft und urbanen Systemen (PLUS) unterstützt das Projekt durch die Aufbereitung und Analyse von räumlichen Daten zur Siedlungsentwicklung und der räumlichen Quantifizierung von Ökosystemleistungen. Diese quantitativen Analysen dienen neben den Landschaftsqualitäten als Grundlage zur Bestimmung speziell schützenswerter Gebiete zusätzlich zu den BLN-Gebieten. Zudem wurden Machine Learning Algorithmen eingesetzt, um räumliche Muster zu erkennen und mit der experten-basierten Erhebung zu vergleichen. Die Kombination von qualitativen und quantitativen Informationen stützt die Landschaftskonzeption breiter ab und stärkt somit deren Aussagekraft.
Bettina Weibel ist Geografin und arbeitet an der Schnittstelle von Forschung und Praxis an der Integration von neuen Ansätzen zur nachhaltigen Landschaftsentwicklung.
Referenzen
Rodewald, R., Schwyzer, Y., & Liechti, K. (2014). Katalog der charakteristischen Kulturlandschaften der Schweiz. Grundlage zur Ermittlung von Landschaftsentwicklungszielen. Bern: Stiftung Landschaftsschutz Schweiz. www.sl-fp.ch > Grundlagen.