Die Siedlungsentwicklung im gewachsenen Bestand definiert einen Wendepunkt in der Raumentwicklung. Sie verändert Wesen der Planung und Anforderungen an sie. Die Spatial Transformation Labortories (STL) bieten eine neue Plattform zur Erforschung integrativer Ansätze für die kommenden Herausforderungen der Planung und Entwicklung unserer Lebensräume.
Impulsgeber, Übersetzer, Arena
Die Herausforderungen der Raumentwicklung stellen die Grenzen zwischen Raumplanung, Städtebau, Gesellschafts- und Computerwissenschaften in Frage. Neue Wertschöpfungsmodelle, Civic-Tech und Citizen Science Ansätze rütteln an den Mauern des Elfenbeinturms. In der Praxis gilt zukünftig das Freiraumprimat statt der Parzellenfetisch. Planung darf künftig nicht mehr an Plänen gemessen werden, sondern an Wirkung. Hierfür braucht es bessere Datenbasen und neue Vorgehensweisen sowie eine dynamische Überwachung und Justierung der Planungsergebnisse – und entsprechende Anstrengungen an unserer Hochschule.
Hochschule, Politik und Entwicklungsindustrie treten zumindest medial mit dem gemeinsamen Ziel der Siedlungsentwicklung nach Innen auf. Was aber heisst das konkret, für die Praxis, vor allem aber auch für die Nachwuchsförderung und Forschung?
Das Laboratorium als Methode zur Transformation
Raumentwicklung ist keine Disziplin, sondern Brennpunkt vieler Fachrichtungen – innerhalb der ETH Zürich und in der politischen, zivilgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Praxis. Die akademische Raumplanung hat in der Vergangenheit schon betont, ihr Laboratorium sei die Wirklichkeit. Wir wollen diese programmatische Haltung nun konsequent einlösen.
- Elementarer Bestandteil jedes Laboratoriums ist es, begründete Thesen experimentell zu testen. STL setzt sich daher zum Ziel, den Innovationsprozess im Bereich der Raumentwicklung zu beschleunigen. Gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Verwaltung und Politik testen wir neue Konzepte temporär im Siedlungsraum, überwachen deren Leistung, beurteilen deren Implementierungsrisiken.
- Innovation geschieht immer häufiger durch die neuartige Verbindung von Bestehendem. Strategische Partnerschaften zu anderen Disziplinen innerhalb der Hochschule aber auch zu grass-route Bewegungen und etablierten Tech-Konzernen zeichnen die STL als Inkubator von Innovationen aus.
- In der Lehre privilegieren wir Entwurf, Interaktion, Reflexion und das Experiment. Entsprechende Lehrformate dienen nicht zuletzt der Vernetzung von Studierenden im NSL Bereich untereinander, aber auch der Rekombination von Akteuren, Technologien und Praktiken aus Wirtschaft und Politik.
Das Ziel des Laboratoriums ist der Erkenntnisgewinn: produktives Scheitern, belastbare Erfahrungen, Prototypen und innovative Ansätze sind für uns Mittel und Ziel zukunftsweisender Forschung. Die Spatial Transformation Laboratories wollen gemeinsam mit Praxis und Wissenschaft einen Meilenstein in der Lernkurve der Raumentwicklung setzen.
Markus Nollert ist Gründer des bureau für RAUMENTWICKLUNG. Er koordiniert seit August 2018 die Weiterführung der Lehre im Bereich «Raumentwicklung» am IRL. Daneben treibt er seine Forschung- und Lehrprojekte voran.
Joris Van Wezemael ist Partner bei der Imhof Van Wezemael Odinga AG. Davor war er Professor für Humangeographie an der Université de Fribourg und Mandatsleiter einer Immobilien-Anlagestiftung in der Pensimo-Gruppe. Seit 2019 wirkt er als Executive-in-Residence am IRL der ETH Zürich.
Markus Nollert und Joris Van Wezemael leiten die Gruppe «Spatial Transformation Labortories (STL)» am IRL gemeinsam.