Die Idee des Generationenwohnens hat heute hohe Konjunktur. Immer mehr Wohnprojekte setzen sich zum Ziel, das Zusammenleben und die Solidarität zwischen den Generationen zu fördern. Hierzu spielt Kommunikation eine zentrale Rolle und immer wieder gilt es zwischen unterschiedlichen Perspektiven zu vermitteln. Ein neues Forschungsprojekt am ETH Wohnforum nimmt sich dieser Thematik an.
Das Projekt will von gemachten Erfahrungen bestehender Wohnprojekte lernen. Wie haben sich die Ursprungsideen im Laufe des Bestehens entwickelt? Wie gestaltet sich das (inter)generationelle Zusammenleben über die Zeit – von den anfänglichen Intentionen bis hin zum gelebten Wohnalltag? Welche baulich-räumlichen und organisatorischen Veränderungen zeigen sich? Und wie nachhaltig wirken die sozial innovativen Projekte – in ihrer Quartiernachbarschaft und darüber hinaus?
Um diesen Fragen nachzugehen, werden – neben Literatur- und Dokumentrecherchen – vielfältige Erfahrungswissen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven gesammelt und analysiert: BewohnerInnen, InitiantInnen, Trägerschaft, HauswartInnen, wichtige QuartierakteurInnen sowie weitere Stakeholder.
Welche baulich-räumlichen Voraussetzungen fördern die Kommunikation?
Denn in Generationenwohnprojekten kommen nicht nur Menschen aus verschiedenen Generationen zusammen, sondern auch mit ganz unterschiedlichen (impliziten und expliziten) Erwartungen und Vorstellungen, Normen und Werten sowie biografischen und sozialen Hintergründen. Um sich gegenseitig zu verstehen und kollektive Projekte und Räume gemeinsam zu gestalten und zu nutzen, ist vorerst eine gelingende Kommunikation gefragt. Differenzen und Konflikte gehören zu jedem (nicht nur intergenerationellen) Zusammenleben. Die Frage ist vielmehr wie damit umgegangen und miteinander kommuniziert wird – und welche strukturellen und baulich-räumlichen Voraussetzungen in den Wohnprojekten hierzu begünstigend oder erschwerend wirken.
Das praxisorientierte Forschungsprojekt leistet hier einen Beitrag, um verbreitete romantisierende Vorstellungen des Generationendialogs kritisch zu reflektieren, und die bestehende und neu entstehende Praxis des intergenerationellen Wohnens als zeitgemässe alternative Wohnform zu stärken.
Projektteam: Marie Glaser, Eveline Althaus, Angela Birrer, Leonie Pock (ETH Wohnforum – ETH CASE) in Kooperation mit Ulrich Otto (age-research.net) und Heidi Kaspar (BFH).
Eveline Althaus ist Sozialanthropologin und Projektleiterin am ETH Wohnforum – ETH CASE. Sie forscht zu den Themen: Generationenprojekte beim Wohnen, Öffentliche Räume in europäischen Grosswohnbauten, Hochhauswohnen, Nachbarschaften, Hausbiografien. Sie koordiniert das Netzwerk Alter – Wohnen – Umwelt und ist in Beratungen und Begleitforschungen für Praxispartner tätig.
Marie Glaser ist Europäische Ethnologin und leitet das ETH Wohnforum – ETH CASE. Sie forscht interdisziplinär und unterrichtet zu Themen der sozial nachhaltigen Entwicklung von Quartieren und Wohnsiedlungen. Schwerpunkte dabei sind soziale Innovationen im Wohnen, Strategien im Umgang mit Grosswohnsiedlungen im Bestand, Zugang zu Wohnraum für vulnerable Gruppen und Hausbiografien. 2020-2021 lehrt sie als Gastprofessorin am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space an der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien.