Die Darstellung von Raum auf Karten, Plänen und in Modellen ist so vielfältig, wie es ihre spezifischen Zwecke sind, die Darstellungsformen so variabel wie die Raumwahrnehmung ihrer Autorinnen und Autoren. Im Rahmen der Summer School Mapping Everything setzen sich die Studierenden der Professur Vogt, Landschaftsarchitektur, mit der Kartographierung ortsspezifischer Interessen und Aspekten auseinander und lernen unterschiedliche Methoden und Techniken der Raumwahrnehmung. In der diesjährigen Summer School ging die Reise nach Zentral-Island wo die expeditionsmässige Annäherung an die Orte Technik und Methode des Prozesses und somit die Inhalte der Projekte bestimmte.
Das deutsche Wort Karte (abgeleitet vom lateinischen charta =Papyrusblatt) wird als physisches Produkt des kartografischen Prozesses verstanden. Das englische Wort Map hingegen stammt vom lateinischen Wort Mappa (=Abbild). Somit steht Mapping für den Prozess der Herstellung einer Map und legt sich dementsprechend nicht zwingend auf das Medium der Karte fest. Als das Abbild eines Raums besteht eine Map oder Mapping vielmehr aus unterschiedlichen Formen, je nach Verwendung und Zweck. Demzufolge verstehen wir im Rahmen der Summer School Mapping als die konzeptuelle Auseinandersetzung mit den einzelnen Phasen des kartografischen Prozesses, welcher in direkter Beziehung zu einem ausgewählten Ort steht. Der Zweck der Anwendung und das Ziel der Wirkung sind dabei entscheidend.
Mapping bedeutet, eine räumliche Definition eines bestimmten Gebietes aus der Wechselwirkung zwischen spezifischen Methoden der Datenerhebung und der subjektiven Wahrnehmung zu entwickeln. Somit ist Raum zu interpretieren und zu kommunizieren und die dabei neu gemachten Wahrnehmungen für Andere sichtbar zu machen. Inwieweit dies eine prägende Wirkung auf den realen Ort hat, ist von den einzelnen Prozessschritten des Kartierenden abhängig. Die körperliche Präsenz vor Ort und die Abwesenheit eines vorgegebenen Ziels machen Mapping in der Summer School zu einer spezifischen Methode der Raumerkundung, bei welcher die Form des Mapping als Installation, Intervention, Abbild vor Ort oder in einer Ausstellung umgesetzt werden kann.
Die Form der Notation von räumlicher Wahrnehmung ist inhärent an die Auswahl des Werkzeuges gebunden. Eindrücke und Informationen des Ortes werden gesammelt und nachträglich abstrahiert in das Konstrukt des Mapping übertragen. Die Art und Offenheit der Notation bestimmen die Lesart und müssen daher von der Autorin oder vom Autor auf die beabsichtigte Verwendung und Form abgestimmt werden. Mapping ist ein Prozess der Raumüberarbeitung, wobei sich die Wahrnehmung zwischen dem realen Ort und dem künstlichen Medium des Mapping bewegt.
Der Mapping-Prozess auf Island kennzeichnete sich durch einen experimentellen Umgang mit Werkzeugen, die körperliche Erfahrung vor Ort und durch einen lebendigen Gedankenaustausch innerhalb der Gruppe. Die Arbeiten wurden in der Nachbereitungsphase in ein Ausstellungsformat umgewandelt und der Öffentlichkeit präsentiert.
David Rademacher ist wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl Günther Vogt, Professur für Landschaftsarchitektur.