Unlängst figurieren Fragen der räumlichen Entwicklung in der Schweiz weit oben auf der politischen Agenda. Vor diesem Hintergrund sind neue Konzepte, Ideen und Visionen zur räumlichen Organisation, Struktur und Form der zeitgenössischen Stadt gefragter denn je und es bestehen zahlreiche Herausforderungen für die entwerfenden Disziplinen.
Zunehmende Verkehrsbelastung im individuellen und öffentlichen Verkehr, die Zersiedelung der Landschaft und damit die Frage nach der ökologischen Verträglichkeit einer dispersen Siedlungsentwicklung werden vermehrt öffentlich diskutiert. Obwohl Themen der Raumentwicklung auch in der Vergangenheit in der Schweiz immer wieder im öffentlichen Interesse standen, haben kürzlich einige überraschende Resultate in kantonalen und nationalen Volksabstimmungen zur Raumentwicklung verdeutlicht, dass die Toleranz der Bevölkerung gegenüber den Externalitäten einer opportunistisch orientierten Stadt- und Raumentwicklung rapide abnimmt. Von links bis rechts werden vermehrt Themen der Raumentwicklung für politische Zwecke instrumentalisiert und damit teils voreilige Entscheidungen in einer komplexen Materie erzwungen, deren wirkliche Tragweite meist erst in der Umsetzung bewusst wird. Erst hier zeigt sich nämlich, wie tiefgreifend diese Themen mit etablierten sozio-ökonomischen Strukturen verwoben sind und wie eng Fragen der Stadt- und Raumentwicklung letztlich mit dem Alltag jedes Einzelnen zusammenhängen. Dabei gestalten sich die Vorstellungen darüber, was Stadt sei und wie diese auszusehen habe nicht nur im fachlichen, sondern auch im öffentlichen Diskurs ausgesprochen heterogen.
Vor diesem Hintergrund sind neue Konzepte, Ideen und Visionen zur räumlichen Organisation, Struktur und Form der zeitgenössischen Stadt gefragter denn je und es bestehen zahlreiche Herausforderungen für die entwerfenden Disziplinen, welche technische, soziale, ökonomische, ökologische und nicht zuletzt politische Ansprüche beinhalten und damit weit über den architektonischen oder städtebaulichen «Formalismus» hinausreichen. Die entwerfenden Disziplinen müssen sich mit einer Ausweitung ihrer Tätigkeitsfelder auseinandersetzen und die brennenden Fragen und Probleme der Stadt- und Raumentwicklung erkennen, benennen und einordnen lernen.
Teilprojekt des Projektes Urbane Potentiale und Strategien in metropolitanen Territorien
Lukas Küng ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur von Marc Angélil am Institut für Städtebau der ETH Zürich. Zudem ist er Partner des Architekturbüros SLIK Architekten in Zürich.