Ist die derzeitige Raumentwicklung nachhaltig? Dem Raumentwicklungsbericht 2005 des Bundesamtes für Raumentwicklung ARE folgend nicht. Einige Lösungsansätze für eine nachhaltigere Raumentwicklung sind in Angriff genommen worden. So erarbeitet das ARE derzeit beispielsweise in Begleitung verschiedener Arbeitsgruppen das Raumkonzept Schweiz. Ebenfalls wurde mit der Totalrevision des RPG begonnen. Der politische Prozess benötigt aber offensichtlich mehr Zeit als ursprünglich angenommen.
Es ist jedoch nicht so, dass die Raumplanung versagte oder das Raumplanungsgesetz nicht wirkte. Die Schweiz sähe ohne Raumplanung anders aus. Vielmehr erlaubt die heutzutage räumlich beschränkte Erfassung des Lebensraums nicht, potentielle Nutzungsmöglichkeiten aufzudecken, und stellt damit das Erreichen einer nachhaltigen Entwicklung in Frage. Gleichzeitig fehlt es an einem konsequenten Vollzug der vorhandenen Gesetzgebung und am sinnvollen Einsatz der Realisierungsinstrumente der Raumplanung. Gefordert ist ein nachhaltiges Landmanagement, das eine bessere ökologische Nutzung, eine sozial gerechtere und ökonomisch rationellere Nutzung von Grund und Boden nach sich ziehen sollte.
Diese Fragen standen im Zentrum der Tagung Landmanagement für eine nachhaltige Raumentwicklung vom 8. September 2009. Die unter der Schirmherrschaft des Fachbereichs Planning of Landscape and Urban Systems des IRL durchgeführte Tagung fand rege Nachfrage. Verschiedene Interessengruppen aus nationalen und kantonalen Verwaltungsstellen (ARE, BLW, Kantone Zürich, Bern, Graubünden, Solothurn, Luzern u.w.m.), privaten Ingenieurbüros oder Hochschulen (ETH Zürich, Fachhochschule Rapperswil u.w.m.) nahmen an der Veranstaltung teil.
Einleitend stellte Adrienne Grêt-Regamey die fehlende Nachhaltigkeit des Landmanagement in der Schweiz ins Zentrum, wobei es besonders wichtig ist, den Wert des Landes in seinen verschiedenen Funktionen (Stichwort: Ecosystem Services) von seinem Preis zu unterscheiden. Die festgestellte mangelhafte Durchsetzung des bestehenden Raumplanungsgesetztes ist offenbar auf fehlendes Interesse auf allen Ebenen, auf die Konzentration auf den wirtschaftlichen Preis des Bodens, die Entfremdung und Entpersönlichung im Umgang mit der Landschaft und die zersplitterte Verwaltungsform zurückzuführen. Ein Nachdenken über die Endlichkeit des Lebensraumes Schweiz und eine verstärkte Nutzung der Kompetenzen durch den Bund sind gefordert. Im Konflikt stehen dabei Bauland, das vielerorts fehlt, Kulturland für die Landwirtschaft, das verloren zu gehen droht, und touristisch interessante Gebiete mit hohem Erholungswert.
Raumplanung in Aktion wurde am Nachmittag mit den Beispielen des Technologie-Parks innodel im Jura, der gelungenen Landumlegung der Gemeinde Fläsch und einem Werkstattbericht von der Umlegung von Arbeitszonen in der Agglomeration Thun vorgestellt. Besonders Fläsch und Thun zeigen die Wichtigkeit einer Potentialanalyse mit starker Partizipation aller Beteiligten.
Weitere Informationen zur Tagung inklusive Unterlagen zu den Referaten finden sich auf der Event-Homepage des IRL-Fachbereichs Planning of Landscape and Urban Systems.
Artikel ETH Life
Zur Tagung erschien am 9.9.09 in der NZZ der Artikel «Raumentwicklung ist noch kaum nachhaltig. Tagung an der ETH Zürich zum Landmanagement.»
Philipp Rütsche, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am IRL-PLUS und Mitglied des Organisationskommitees der Landmanagementtagung.
Adrienne Grêt-Regamey, Professorin für Landschafts- und Umweltplanung, IRL-PLUS.