Der Aktionsplan Biodiversität soll den Zustand der Biodiversität in der Schweiz verbessern. Ein wichtiger Faktor ist der Einbezug von Ökosystemleistungen/Biodiversität in Raumentscheidungen. In einem Bundesmandat wurde eine Übersicht zu Planungstools erstellt, die dabei helfen können. Es wurden planungsinvolvierte Personen interviewt, um Hindernisse und Nachfrage nach Planungstools zu identifizieren.
Ökosystemleistungen (ÖSL) sollen helfen, den Wert der Natur für uns Menschen zu erfassen. Sie umfassen materielle Leistungen wie Energie und Rohstoffe, regulierende Leistungen wie die Reinigung von Luft und Wasser, und nicht-materielle Leistungen wie Erholung, Identität und Inspiration. Viele dieser Leistungen und damit die Funktionalität der Ökosysteme können durch eine hohe biologische Vielfalt (Biodiversität) gefördert werden. Der Aktionsplan Biodiversität sieht deshalb unter der Massnahme 4.2.5 die «Berücksichtigung von Ökosystemleistungen in raumrelevanten Entscheidungen» vor.
In einem Mandat vom Bundesamt für Umwelt an die ETH Zürich wurde in der wissenschaftlichen Literatur nach raumentscheidungsrelevanten Planungstools gesucht. Die Ergebnisse zeigen eine grosse Diversität von genutzten Tools, die Informationen zu ÖSL liefern und helfen, verschiedene Interessen objektiv abzuwägen, insbesondere für urbane Systeme. Die am häufigsten genutzten Planungstools heissen «InVEST» und «Zonation». InVEST soll helfen den Einfluss von Landnutzungsentscheidungen auf verschiedene Ökosystemleistungen biophysisch oder ökonomisch abzuschätzen. Zonation hilft bei der räumlichen Priorisierung für Naturschutz und könnte z.B. für die Planung der ökologischen Infrastruktur von Nutzen sein.
In einem zweiten Schritt wurden Interviews mit planungsinvolvierten Personen durchgeführt. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass insbesondere regulierende ÖSL oft mitgedacht werden. Obwohl die oben genannten Tools als nützlich angesehen werden, werden sie aber nicht in der Planung genutzt. Die Hauptschwierigkeit besteht darin, ÖSL ohne verbindliche Rechtsgrundlage in die Interessensabwägung einzubeziehen. Weitere Hindernisse sind geringes Bewusstsein von ÖSL, limitierende Daten, begrenztes Fachwissen sowie Interessenskonflikte. Die Ergebnisse zeigen Handlungsbedarf für den Einbezug von ÖSL in raumrelevante Entscheidungen und sollen helfen, Massnahmen für dieses Ziel zu identifizieren.
Dr. Noëlle Klein arbeitet als Postdoktorandin und Alina Suter als Hilfsassistentin in der Gruppe «Planung von Landschaft und Urbanen Systemen» von Prof. Dr. Adrienne Grêt-Regamey.