Gemeinnützige Wohnbauträger vermieten in der Schweiz rund 6% aller Wohnungen und leisten einen wichtigen Beitrag für die Versorgung der Bevölkerung mit preisgünstigem Wohnraum. Dieses Forschungsprojekt geht der Frage nach, wie die gemeinnützigen Siedlungsbestände weiterentwickelt werden könnten und fokussiert dabei besonders auf die Zusammenhänge mit der Thematik der Innenentwicklung.
Das Forschungsprojekt «Gemeinnütziger Wohnungsbau als Chance zur Innenentwicklung?» untersucht den Beitrag des gemeinnützigen Wohnungsbaus an der raumplanerischen Strategie der Innenentwicklung in der Schweiz. Innenentwicklung bezeichnet die prioritäre Entwicklung zentral gelegener und bereits erschlossener Gebiete für die künftige Siedlungsentwicklung und ist für die Erfüllung des Verfassungsauftrags eines haushälterischen Umgangs mit dem Boden eine Notwendigkeit.
Der gemeinnützige Wohnungsbau, dessen Angebot von schätzungsweise 270’000 Wohnungen rund 6 Prozent des Gesamtbestandes in der Schweiz ausmacht, ist für die Innenentwicklung in verschiedener Hinsicht von Relevanz. Wichtige Aspekte sind
- die Lage des Grossteils der gemeinnützigen Siedlungen in urbanen und suburbanen Gebieten (wo gemäss Raumkonzept Schweiz ein möglichst grosser Teil des künftigen Bevölkerungs- und Arbeitsplatzwachstums stattfinden soll),
- der deutlich unterdurchschnittliche Wohnflächenverbrauch pro Kopf in gemeinnützigen Siedlungen sowie
- die Impulswirkung in städtebaulich-ökologischer Hinsicht, welche insbesondere bei der Bautätigkeit gemeinnütziger Wohnbauträger in der Stadt Zürich in den letzten Jahren beobachtet werden konnte.
Baubestand den heutigen Bedürfnissen anpassen
Verglichen mit den Boomjahren der Zwischen- und Nachkriegszeit, ist die Dynamik des gemeinnützigen Wohnungsbaus derzeit geringer und dessen Anteil am Gesamtbestand schweizweit rückläufig. So stammt der Grossteil des gemeinnützigen Siedlungsbestandes aus den Bauperioden vor 1980. Oft entsprechen diese Siedlungen – welche vielfach an das Modell der durchgrünten Gartenstadt angelehnt sind – hinsichtlich der baulichen Ausgestaltung, den Wohngrundrissen, dem Energieverbrauch und weiteren Aspekten kaum mehr den heutigen Bedürfnissen und Anforderungen.
Hier setzt das Forschungsprojekt an: Ausgehend von einer Einbettung in den europäischen Kontext werden die gemeinnützigen Wohnbaubestände in der Schweiz mittels GIS analysiert und deren Potenzial für eine bauliche Weiterentwicklungabgeschätzt. In einem weiteren Schritt werden mittels Experteninterviews und der Erarbeitung von Testentwürfen Planungsprozesse erkundet, welche die städtebauliche, soziale und ökologische Qualität allfälliger Transformationsmassnahmen sowie den Erhalt bzw. die Neuschaffung preisgünstiger Wohnungen fördern sollen.
Das Forschungsprojekt hat eine Laufzeit von 3 Jahren (2015-2018) und wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützt. Roman Streit ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Raumentwicklung, Institut für Raum- und Landschaftsentwicklung (IRL).