Die geringe Aufstockungsrate soll in der Stadt Zürich insbesondere durch die Abstimmung auf energetische Sanierungen gefördert werden. Die hier präsentierten Lösungsansätze können sowohl einzeln, als auch in Kombination angewendet werden.
Das revidierte Raumplanungsgesetzt der Schweiz fordert die Kantone und Gemeinden dazu auf, die Siedlungsentwicklung nach innen zu lenken. In Relation mögen Aufstockungen nur einen kleinen Teil der Innenentwicklungspotenziale bilden, jedoch wurde aufgezeigt, dass theoretisch jedes zehnte Gebäude in der Stadt Zürich Aufstockungspotential aufweist. Auch angesichts der aktuellen politischen Stimmung und anhaltendem Siedlungsdruck durch die Attraktivität urbaner Räume, besonders im Fall Zürichs, erlangen innovative Lösungen für wirkungsvolle Verdichtungsmassnahmen zunehmend an Bedeutung. Zugleich gewinnen klimapolitische Anliegen der Bevölkerung laufend an Unterstützung, was durch die Energiestrategie 2050 oder die Klimademonstrationen Fridays 4 Future sichtbar wird.
In den Jahren von 2010 bis 2017 entstanden in Zürich 666 zusätzliche Wohnungen durch reine Aufstockungen. Diese Aufstockungsprojekte fanden grösstenteils in bereits dicht bebauten Quartieren statt; meist mit privaten EigentümerInnen als Bauherren. Die bisher realisierten Aufstockungen stellen jedoch nur einen Bruchteil des theoretisch realisierbaren Aufstockungspotentials (gemäss gültiger BZO) von 8’589 zusätzlichen Wohnungen in der Stadt Zürich dar.
Aufstockungen, leicht gemacht
Im Rahmen der Masterarbeit wurden sechs Instrumente (s. Abbildung 1) entwickelt, die einzeln und in Kombination funktionieren können. Um die Effektivität und Wirkung sicherzustellen, werden sie an bestehende Förderprogramme angegliedert und begünstigen besonders die Synergien zwischen Aufstockungen und energetischen Sanierungen (s. Abbildung 2). Durch diese Kombination helfen sie, die energiepolitischen Ziele der Energiestrategie 2050 und die gesetzlichen Vorgaben aus dem RPG zu erfüllen. Die Vorschläge basieren einerseits auf finanziellen Anreizsystemen, anderseits auf informativen Hilfestellungen für Aufstockungsprojekte. Durch direkte (Subventionen, Fremdfinanzierungen) und indirekte (Steuerabzüge) monetäre Vergütungen sollen Aufstockungen an Attraktivität gewinnen. Eine Geoinformationsplattform könnte als Informationsquelle für Eigentümerinnen und Eigentümer fungieren, ob sich die Aufstockung ihrer Liegenschaft rentiert, gesetzlich erlaubt ist und mit welchen Abgaben gerechnet werden muss. Die Instrumente sind vielversprechende Lösungsansätze, um Aufstockungen insbesondere an innerstädtischen Lagen mit geringen Potentialdifferenzen zu fördern. Damit helfen sie der Stadt Zürich, aber auch auf nationaler Ebene, die energiepolitischen und raumplanerischen Ziele zu erreichen.
Die Masterarbeit von Diego Trutmann kann auf Anfrage an Manuel Sudau zur Einsicht bereitgestellt werden.
Diego Trutmann absolvierte nach seinem Bachelorstudium in Bauingenieurswissenschaften den Masterstudiengang «Raumentwicklung und Infrastruktursysteme» an der ETH Zürich, welchen er mit der hier vorgestellten Masterarbeit abschloss. Momentan arbeitet er in einem grossen Bauunternehmen und ist dort für die Akquisition von neuen Projekten zuständig.
Manuel Sudau arbeitet als Dozent und wiss. Mitarbeiter am Institut für Raum- & Landschaftsentwicklung der ETH Zürich. Er ist studierter Wirtschaftsgeograph und unterrichtet u.a. Raum- & Umweltplanung sowie Standort- & Projektentwicklung im Masterstudiengang Raumentwicklung & Infrastruktursysteme. Er war Betreuer der hier vorgestellten Masterarbeit.