
Durch die anhaltende Attraktivität von Städten als wirtschaftliche, kulturelle und soziale Zentren ist Wohnungsknappheit in Metropolitanräumen in ganz Europa zu einem akuten Problem geworden. Das Angebot an Wohnraum in Kernstädten konnte mit der Nachfrage nicht Schritt halten, weshalb dieses Forschungsprojekt die Auswirkungen der Wohnungsknappheit auf die umliegenden Regionen untersucht.
Die Studie, finanziert von ESPON (European Observation Network for Territorial Development and Cohesion) wurde von Schweizer Bundesämtern in Auftrag gegeben, mit dem Ziel zu erfahren, wie sich Wohnungsknappheit in europäischen Städten auf der Ebene von Metropolitanräumen auswirkt, wie das Problem gemeindeübergreifend koordiniert wird und welche politischen Lösungsansätze bestehen. In Zusammenarbeit mit drei europäischen Partnern (TU Wien, HAW Hamburg, Mcrit) analysiert das ETH Wohnforum vier europäische Städte. Die Fallstudien werden so ausgewählt, dass sie mit den grösseren Schweizer Städten vergleichbar sind und gleichzeitig der Schweiz die Möglichkeit bieten, von den Best Practices dieser Städte zu lernen.
Einfluss in den letzten zehn Jahren
Um die regionalen Auswirkungen der Wohnungsknappheit in den ausgewählten Städten besser zu verstehen, untersucht das Projekt, wie die Knappheit die räumliche Verteilung von Wohnraum, sozioökonomische Dynamiken und die Attraktivität von kleinen und mittelgrossen Städten in der Region in den letzten zehn Jahren beeinflusst hat. Zentrale Fragen sind, wohin die Stadtbevölkerung umzieht, welche soziodemografischen Gruppen Wohnraum in der Kernstadt finden und wer in die umliegenden Regionen zieht. Darüber hinaus analysiert die Studie die wirtschaftlichen und mobilitätsbezogenen Folgen dieser Veränderungen, also beispielsweise veränderte Pendelmuster oder sich wandelnde Rollen von Kleinstädten und ländlichen Zentren. Dabei wird auch berücksichtigt, dass Trends wie Homeoffice die Wohn -und Mobilitätspräferenzen beeinflussen.
Das Forschungsprojekt wendet einen Mixed-Methods Ansatz an, der eine regionale statistische Analyse (auf der Basis offizieller Statistik und Daten aus Web Scraping) mit einer qualitativen Analyse des Governance-Kontexts, der spezifischen Herausforderungen und der politischen Massnahmen in den jeweiligen Fallstudien kombiniert. Ein begleitender partizipativer Prozess mit Schweizer Stakeholdern stellt sicher, dass die Ergebnisse der Studie in die Gestaltung der Schweizer Politik einfliessen können.
Dr. Jennifer Duyne Barenstein (PL) ist Leiterin des ETH Wohnforum – ETH CASE und des ETH-MAS in Housing. Sie ist Sozialanthropologin und spezialisiert auf die sozioökonomischen, kulturellen und institutionellen Aspekte von Wohnungs- und Urbanisierungsprozessen sowie den Wiederaufbau nach Konflikten und Katastrophen.
Dr. Hannah Widmer ist Soziologin und Humangeografin und arbeitet als Postdoc am ETH Wohnforum – ETH CASE. Ihre Forschungsinteressen umfassen Wohnungsnot in Städten, Wechselwirkungen zwischen umweltpolitischen Massnahmen im Gebäudebereich und Ungleichheiten im Wohnen sowie öffentliche Räume.
Weitere Projektbeteiligte:
- TU Wien (Forschungsbereich Stadt- und Regionalforschung und New Social Housing Centre
- HAW Hamburg
- MCRIT