Der Szenariomat erlaubt die Verknüpfung regionaler Wachstumsszenarien mit den spezifischen Entwicklungsspielräumen einzelner Gemeinden auf der Basis von Bauzonendaten. Somit können die mittel- und langfristigen Herausforderungen in der Raum- und Stadtentwicklung auf der Basis grossräumiger Wachstums- und Verteilszenarien gemeindescharf abgeschätzt werden. Verfügt eine Gemeinde über ausreichend Bauzonen des richtigen Typs? Gibt es genügend unüberbaute Bauzonen? Muss nachverdichtet werden oder bestehen grundlegende strukturelle Defizite?
Die Schweiz wächst und zwar primär in den urbanen Regionen des Mittellandes. Dadurch ergibt sich ein erhöhter Raumbedarf für Gesellschaft und Wirtschaft. Die jüngsten politischen Entwicklungen verlangen gleichzeitig einen sparsameren Umgang mit dem Boden. Die Konsequenz ist ein erhöhter Entwicklungsdruck auf bestehenden Bauzonen. Sowohl die noch unüberbauten aber auch die bereits überbauten Bauzonen werden in Zukunft vielerorts dichter bebaut resp. nachverdichtet werden müssen.
Daraus ergeben sich anspruchsvolle Aufgaben für die Kantone und die Gemeinden. Einerseits muss das Wachstum in jene Teilregionen gelenkt werden, die über die entsprechenden strukturellen Rahmenbedingungen und Spielräume verfügen, andererseits müssen Teilregionen und Gemeinden ihre spezifischen Entwicklungsspielräume und Herausforderungen einschätzen und unterschiedlichen Wachstumsszenarien gegenüberstellen können.
Der Szenariomat verknüpft quantitative regionale Wachstumsszenarien mit gemeindescharfen Bauzonendaten und erlaubt eine Gegenüberstellung von prognostizierter Einwohner- und Bevölkerungsentwicklung, Raumbedarf und Raumangebot. Letzteres wird basierend auf den Bauzonentypen sowie den vorhandenen Kapazitäten und Elastizitäten durch den Faktor der spezifischen Dichte nach Bauzonentyp abgeschätzt. Damit kann zum einen aufgrund grossräumiger Wachstums- und Verteilszenarien der spezifische Raumbedarf für eine Teilregion oder eine Gemeinde bestimmt und mit den vorhandenen Entwicklungsspielräumen verglichen werden. Zum anderen können diese auch als Ausgangslage für eine Abschätzung der Kapazitätsgrenzen der gesamten Region dienen.
Als Instrument stellt der Szenariomat damit wichtige Diskussions- und Entscheidungsgrundlagen für Politiker, Behörden und Praktikerinnen bei der Erarbeitung ganzheitlicher Wachstums- und Raumentwicklungsstrategien zur Verfügung.
Lukas Küng ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Städtebau der ETH Zürich. Gegenwärtig betreut er im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms NFP65 «Neue urbane Qualität» ein Forschungsprojekt am Netzwerk Stadt und Landschaft. Zudem ist er Partner bei SLIK, einem Büro für Architektur, Städtebau und Planung in Zürich.
Kontakt: SLIK Architekten GmbH, Lukas Kueng, Birmensdorferstrasse 55, 8004 Zürich, +41 44 271 32 57