Was aber, wenn unsere Sehnsüchte eben nicht nur auf eine graduelle Verbesserung des Lebens abzielen? Wenn ein Ausbruch aus der eigenen Situation nicht nur lustvoll, sondern notwendig ist? In 7 Miniaturen wird den Handlungen von gärtnernden Soldaten und betenden Muslimen, von gutgläubigen Kreditnehmern und aktionistischen Gärtnern nachgegangen, die eine utopische Zone von ihrer jeweiligen Lebenssituation abgrenzen, die einen Zaun darum ziehen.
Eine Mauer, die einen Garten umschliesst ist die Bedeutung des Wortes, auf die das Wort Paradies ursprünglich zurückgeht. Bis heute verbinden wir das Paradies mit einer Zone, die aus dem Alltäglichen herausgetrennt ist und als ein solcher Ausschnitt geschützt werden muss, weil hier grundsätzlich andere Wertvorstellungen gelten als ausserhalb. Kriterien, die anderswo keinen Platz haben. Beispielsweise dort, wo das Kultivieren der Nachbarschaft durch einen Gemeinschaftsgarten als Mittel dient um der postpolitischen Vereinzelung entgegenzusteuern, wo das Anpflanzen eines Streifen Grases auf dem American Compound im Irak Heimat bedeutet, oder das Errichten einer Sabbatgrenze in London oder Manhattan die Gemeinschaft nicht zuletzt mit Gott sichert. So gesehen ist das Paradies hier nicht als symbolischer Ausdruck eines nostalgischen Sehnens zu verstehen, sondern als Versuchs- und Handlungsanweisung im Sinne einer kulturellen Praxis.
Die 7 Miniaturen setzen einen Denkprozess fort, der mit dem Wahlfach Pairi-Daeza an unserer Professur für Landschaftsarchitektur begonnen wurde: In den Modulen «Umgrenzung», «Schwelle», «Choreografie», «Metapher», «Wasser» und «Vegetation» nähern wir uns mit den Studierenden den Komponenten an, die den Garten zum Ort glücklicher Momente oder der Suche nach ihnen machen. Die Essays in diesem Buch fragen nach den Komponenten bei der Herstellung des Paradieses als dem radikal Anderen im Alltagsleben wie in Extremsituationen, wohl wissend, dass jeder Versuch auf Dauer scheitern muss. Irgendwann drückt das Ausgegrenzte die Umzäunung ein, und der aus dem Alltag ausgeschnittene Raum löst sich wieder auf.
Die Publikation erscheint bei Lars Müller Publishers im April 2011.
Dr. Franziska Bark Hagen, Professur Günther Vogt