Wenn die Leistungen von Ökosystemen – auf die unsere Gesellschaft angewiesen ist – erhalten werden sollen, so sind die für ihre Bereitstellung notwendigen Ressourcen bereits in Planungsprozessen zu berücksichtigen. Wie ist es jedoch möglich, die aktuellen Forschungsresultate aus dem Bereich der Ökosystemleistungen (ÖSL) allgemeinverständlich zu kommunizieren und in eine für die Planungspraxis nutzbare Form zu bringen, so dass diese in Planungen Anwendung finden?
Ökosysteme stellen uns verschiedene Leistungen zur Verfügung: Wälder beispielsweise schützen Menschen und Infrastrukturen vor Naturgefahren, Trinkwasser wird durch Bodenorganismen gereinigt und attraktive Landschaften dienen der Erholung. Aufgrund von Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten, wie dem Wachstum der Siedlungsgebiete, einhergehend mit Versiegelungen und der Zerschneidung von Landschaften, wird die ressourcenschonende Erhaltung der räumlichen Qualität und der Ökosystemleistungen erschwert.
In der Planungspraxis werden zahlreiche Entscheidungen zu bedeutenden räumlichen Veränderungen gefällt und die Umwelt mittels verschiedener raumplanerischer Instrumente beeinflusst. Hierbei werden vielfach Ökosystemleistungen tangiert, jedoch nicht berücksichtigt. Insbesondere durch die Einteilung von multifunktionalen Landschaften in eindimensionale Nutzungstypen (z.B. Wohnzone, Landwirtschaftszone, Naturschutzzone) steigt die Gefahr der Nichtberücksichtigung nicht explizit benannter Funktionen und Leistungen.
Obwohl das Wissen über die Wichtigkeit von Ökosystemleistungen in der nachhaltigen Entscheidungsfindung insbesondere im akademischen Bereich rasant wächst, wurde es bisher noch kaum in die Raum- und Landschaftsplanungspraxis einbezogen. Es herrscht hier ein deutliches Defizit im Transfer von Wissenschaft in die Praxis wie auch zwischen verschiedenen Disziplinen.
Um diesen Wissenstransfer zu begünstigen wurde an der Professur für Planung von Landschaft und Urbanen Systemen (PLUS) im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) die Online-Plattform «ÖSL-Check» entwickelt, die eine systematische Berücksichtigung von Ökosystemleistungen in der Planungspraxis ermöglicht. Mit Unterstützung von Expertinnen und Experten aus Behörden und Planungsbüros wurde dieses Werkzeug so gestaltet, dass Ökosystemleistungen in Instrumenten für konzeptionelle Planungen und konkrete Vorhaben systematisch berücksichtigt werden können. Es hilft den Anwenderinnen und Anwendern aus verschiedenen Disziplinen mit der Thematik vertraut zu werden und die Leistungen der Umwelt in Planungen einzubeziehen.
Die Plattform ÖSL-Check ist hier verfügbar.
Sven-Erik Rabe und Adrienne Grêt-Regamey