Auf Ebene der Metropolitanregion Zürich lassen sich gleichzeitig Informalisierungen und Flexibilisierungen, aber auch neue Formalisierungen beobachten, die zu einer schrittweisen Institutionalisierung der Metropolitanregion als neuer Handlungsebene führen. Der «Verein Metropolitanraum Zürch» (VMZ) beschreitet neue Wege in der Schweizer Urbanisierungspolitik.
Die Dissertation von Rahel Nüssli sucht nach Effekten, die sich in jüngeren und aktuellen Urbanisierungsprozessen zeigen und fragt, ob und wie diese Effekte problematisiert werden und welche Politiken der Urbanisierung sich daraus etablieren. Mit dieser letzten Frage einher geht eine zweite Perspektive, die sich auf widersprechende Positionen gegenüber den dominanten Politiken der Urbanisierung konzentriert. Diese Fragen werden zum einen anhand der urbanen Konfigurationen Zürich Nord und Ausserschwyz, zum anderen anhand der gesamten Metropolitanregion untersucht. Mit den zwei verschiedenen Massstabsebenen und den unterschiedlichen Konfigurationen können die Proben mit anderen Urbanisierungsprozessen verglichen werden. Mit einer kritischen Analyse wird eine alternative Lesart aktueller Urbanisierungsprozesse geboten und mit dem vergleichenden Vorgehen wird das Verständnis dieser Prozesse geschärft.
Das Datenmaterial besteht aus schriftlichen Quellen, die hauptsächlich zur Rekonstruktion früherer Urbanisierungsprozesse dienen. Den Hauptkorpus an Daten bilden semistrukturierte Leitfadeninterviews mit ExpertInnen aus kommunalen, kantonalen und nationalen Planungsämtern, Landschaftsschutzorganisationen, Verkehrsbetrieben, Planungsbüros und politischen VertreterInnen. Diese Daten erlauben eine Analyse der gegenwärtigen Politiken der Urbanisierung.
Seit 2007 etabliert sich der «Verein Metropolitanraum Zürich» (VMZ) als überkantonaler Akteur, der sich um das Regieren des Urbanisierungsprozesses bemüht. Der VMZ ist ein Exempel für einen Paradigmenwechsel in der schweizerischen Urbanisierungspolitik, die sich vermehrt den Zentren zuwendet und den ausgeprägten Föderalismus trotz ideologischen Kontrasten teilweise aufbricht, indem der VMZ eine metropolitane Massstabsebene produziert. Gerade weil der Verein eine neue Massstabsebene schafft, bietet er die Möglichkeit einer unumstrittenen Aushandlungsebene. Dank der ‚informellen Räumlichkeit‘ kann der VMZ die Politiken der Urbanisierung ziemlich effizient gestalten. Diese Effizienz ist gerade darum möglich, weil die Restrukturierung auf einer neuen Massstabsebene und in vereinsrechtlicher Form stattfindet, was bis anhin viel Spielraum offen lässt und die neue Massstabsebene gleichzeitig schleichend institutionalisiert.
Weitere Texte zu den Resultaten dieses Forschungsprojekts werden zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht.
Rahel Nüssli ist Doktorandin und wissenschaftliche Assistentin an der Dozentur Soziologie am Departement Architektur der ETH Zürich. Zudem arbeitet sie für die Wohn- und Baugenossenschaften Kraftwerk1 und Kalkbreite. Mehr