Prof. Dr. Tom Avermaete | Geschichte und Theorie des Städtebaus

Architektonische Kompetenz in einer gemeinsamen Welt

Architektur und Städtebau sind Aktivitäten, die in einen sozial-räumlichen und politischen Kontext eingebettet sind. Susan Fainstein, Harvardprofessorin für Stadtplanung, hinterfragt deshalb die Theorien der Planung – und damit auch der Architektur- und Stadtgestaltung – , um sich mit diesen Beziehungen zu befassen: Wie wirkt sich die Intervention und Umsetzung auf den (städtischen) Kontext, die (Stadt-)Benutzer und ihre sozialen Beziehungen aus (Fainstein 2010). Wie aus ihren eigenen Untersuchungen hervorgeht, arbeiten Stadtplaner und Architekturdesigner unter Bedingungen, in denen unterschiedliche, miteinander konkurrierende und oft widersprüchliche Werte und Interessen auf dem Spiel stehen. Was für eine Stadt gut scheint, ist möglicherweise nicht gut für ein Quartier – und was für ein Quartier gut scheint, kann am Ende die Vitalität der Strasse bedrohen. Oder was ein positiver Entwurf zu sein scheint, ist möglicherweise gar nicht realisierbar. Und was in demokratischen Prozessen organisiert werden könnte, kann durchaus bedenkliche Resultate zeitigen. Dieses Forschungsprojekt untersucht Architekten und Stadtplaner als „Experten”, die aktiv an den Prozessen der Transformation, der Instandhaltung und der Intervention in der „uns gemeinsamen Welt” beteiligt sind: Ein Begriff aus den Schriften von Hannah Arendt, die nicht nur die Gemeinsamkeit der Welt betonte, sondern auch das ihr eigene Materielle als ein Dazwischen, das Menschen zugleich trennt und zusammenführt (Arendt 1958). Das Forschungsprojekt untersucht die verschiedenen Aspekte dieser Expertise (Analyse, Entscheidungsfindung, Problemlösung, Vorstellungskraft, zeichnen, modellieren, etc.) als unterschiedliche Weise des (politischen, kulturellen, sozialen, ästhetischen) Engagements in dieser uns gemeinsamen Welt. (Hintergrundbild: © Atelier Bow-Wow (Yoshiharu Tsukamoto, Momoyo Kaijima, Yoichi Tamai))

Designer und Planer der Entwicklungsgesellschaft Empeo bei der Besprechung eines frühen Modells ihres Entwurfs für das Einkaufszentrum Hoog Catherijne, Utrecht, Niederlande (1962). © Cas Oorthuys, Nederlands Fotomuseum.

Kontakt
Dr. Ir. Hans Teerds

Zeitrahmen des Projekts
2020 – 2025