Prof. Dr. Tom Avermaete | Geschichte und Theorie des Städtebaus
Der scharfe Blick des reisenden Architekten: Photographie aus dem Blickwinkel des fahrenden Autos
Dieses Forschungsprojekt untersucht den Aspekt der Photographien, die Architekten während ihren Autofahrten machen. Es beruht auf der Hypothese, dass der Blick aus dem Auto eine neue Epistemologie der urbanen Landschaft und des gesamten Raums entstehen liess. Wenn wir uns auf die Photographien konzentrieren, die von den untersuchten Architekten aus dem Auto gemacht wurden, wird uns dies helfen zu verstehen, wie diese epistemologische Verschiebung das architektonische Denken und die architektonische Praxis beeinflusste. Seit seiner Erfindung hat das Automobil unsere Vorstellungen von Raum neu geformt und die Art und Weise revolutioniert, in der Architekten die Stadt sehen, und dadurch wesentlich zur Veränderung der Beziehung zwischen Architektur und Stadt beigetragen. Dabei sollte aber die Bedeutung des Autos selbst nicht vergessen gehen: Tatsächlich hat kein anderer Faktor die Stadt im 20. Jahrhundert derart drastisch verändert, wie die allgegenwärtige Präsenz des Automobils, das nicht nur einen massgeblichen Einfluss auf die Wege wie man in die Stadt gelangt hat, sondern auch auf die Beziehung der Stadt selbst zu ihrem Umfeld. Das Projekt wird sich auf eine genaue Untersuchung der Photographien konzentrieren, die die Architekten John Lautner (1911 – 1994), Alison und Peter Smithson (1928 – 1993 & 1923 – 2003) und Aldo Rossi (1931 – 1997) machten. Sie werden zu einem breiteren Verständnis des Prozesses des Betrachtens und Photographierens von Szenen aus dem Auto heraus und der Entstehung einer „Schnappschuss-Ästhetik” beitragen, um das zeitgenössische Stadtleben in seiner ganzen Normalität und Banalität einzufangen. Ein Konvergenzpunkt zwischen den Ansätzen dieser Architekten ist die Aufmerksamkeit, die sie der Rolle widmen, die der Autoverkehr bei der Neuorientierung unserer Wahrnehmung von Stadtlandschaften und ganzen Gebieten spielt. Das Projekt beruht auf der Überzeugung, dass die Entwicklung einer Taxonomie der Photographien dieser Architekten, zum Beispiel nach Szenographie und Thema, es erlauben wird, Muster in ihrer Herangehensweise an die Stadtgestaltung zu erkennen sowie in ihren Vorstellungen vom Stadtgefüge an sich. Parallel dazu, wird es uns verstehen helfen, wie sie die Elemente der Landschaften einstuften, die ihre Aufmerksamkeit weckten.
Kontakt
Dr. Ir. Marianna Charitonidou
Zeitrahmen des Projekts
2019 – 2021