Prof. Dr. Marc Angélil | Architektur und Städtebau
Die normale Stadt
Normen und Standards bestimmen unseren Lebensraum. Auf ihnen beruhen die Räume, in denen wir arbeiten, einkaufen, uns bewegen und vergnügen. Mit ihrer Hilfe werden Ordnungsprinzipien für Räume definiert, die dazu beitragen sollen, jeder spezifischen Nutzung einen optimierten Rahmen zu bieten. Auf der Grundlage von Normen und Standards generierte Räume sind Teil einer abstrakten Logik und in der Konsequenz stets auf sich selber bezogen. Sie sind nicht dazu konzipiert untereinander zu interagieren. Wobei die Wechselbeziehung zwischen verschiedenartigen Räumen bis anhin als Voraussetzung dafür galt, Stadt entstehen zu lassen.
Tatsächlich treten Normen und Standards als Katalysatoren einer gegenwärtigen Entwicklung in Erscheinung, die eine derartige Dynamik generiert, dass sich zwischen dem Stadtzentrum und der Landschaft die Agglomeration als eigenständiges drittes Element positioniert hat. Basierend auf der Überlagerung verschiedenartiger normierter und standardisierter Systeme und deren räumlicher Elemente löst sich diese Siedlungsform von den Konventionen traditioneller Stadtentwicklung. Dies führt dazu, dass die bis anhin bekannten Lesearten der Stadt in Frage gestellt werden müssen.
Für die neuartige normale Stadtgelten keine übergeordneten Prinzipien oder geregelte Strukturen. Sie ist die Summe einer Vielzahl komplexer Systeme mit ihren jeweiligen Ordnungsstandards, ein Konglomerat von Singularitäten. Da sich ihre Bestandteile in stetigem Wandel befinden, ist sie niemals zu Ende gedacht. Sie ist flexibel und absorbiert mühelos neuartige Elemente.
Die verschiedenen Faktoren, die diese Siedlungsform entstehen liessen, sollen im Rahmen dieser Forschungsarbeit untersucht, ihr gesellschaftlicher, politischer und historischer Zusammenhang eingehend betrachtet und ihre Charakteristiken benannt werden. Die Erkenntnisse dieser Untersuchung ermöglichen Rückschlüsse auf die Prinzipien der normalen Stadtund zeigen ihr Potenzial auf.