Plan der Wasserstände des Stausees, ca. 1924-1937. Unbekannter Autor. Urheberecht: Klosterarchiv Einsiedeln, KAE Plan 3.0225.0015.

Prof. em Dr. h. c. Günther Vogt | Landschaftsarchitektur

Wasserkraftlandschaften. Materielle und kulturelle Bauten des Sihlsees (1897-1937)

In der Schweizer Flussgeschichte machte das Aufkommen der Wasserkraft von 1870 bis 1970 den Stausee zu einer neuen und bedeutenden Landschaftsfigur. Forschungsarbeiten zur Wasserkraft haben sich jedoch typischerweise auf Dämme und Kraftwerke konzentriert und Stauseen als passives Element im Hintergrund gelassen. Diese Dissertation stellt sich diesem Status quo, indem sie die Landschaft urbanisierter Stauseen als Projekt, am Beispiel des Sihlsees in der Schweiz, in Frage stellt. Vorgeschlagen wird eine historische Analyse materieller Interventionen und Diskurse über Landschaft, die sich auf W. J. T. Mitchells Begriff der Landschaft als Handlung und auf Denis Cosgroves Unterscheidung zwischen materiellen und kulturellen Konstruktionen von Landschaft stützt. Die Analyse zeigt, wie diese Wasserkraftlandschaft sowohl als Idee erfunden als auch als Artefakt neu gestaltet wurde; wie dieses Projekt unsichtbar gemacht wurde, um die Infrastruktur durch Naturalisierung zu fördern; und wie dieses Projekt nicht nur von Projektträgern, sondern auch von lokalen Einzelpersonen und Gemeinschaften mobilisiert wurde, um Ansprüche auf ihre Umgebung geltend zu machen, sowie von Wissenschaftlern und Künstlern, um ihre Fähigkeiten auszuüben. Letztendlich zielt die Dissertation darauf ab, die Bemühungen, Konstrukte und Machtverhältnisse rund um Wasserkraftlandschaften auszupacken, um die Landschaftsforschung in diesem Thema zu schärfen und Anreize für zukünftige, integrative Praktiken der Wasserkraft zu bieten.

Spekulative Malerei des Sihlsees von 1900, 37 Jahre vor der eigentlichen Aufstauung des Stausees. Autor: Wydler, Einsiedeln. Copyright: Sammlung Chärnehus Einsiedeln.
Doktorand

Sarem Sunderland

Dissertationsleitung

Prof. Dr. h. c. Günther Vogt

Korreferat

Prof. Dr. Michael Jakob, HEPIA, Genf

Projektkoordinatorin

Dr. Seraina Renz, Professur Günther Vogt, ETH Zürich

Projektlaufzeit

Oktober 2019 – März 2023

Diese Forschung ist Teil des Forschungsprojekts Industrialisierung in den Alpen: Landschaft, Architektur, Kunst und Arbeit, unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF).