Prof. Dr. Marc Angélil | Architektur und Städtebau

Städtebau für das dritte Alter

Das Forschungsprojekt „Städtebau für das dritte Alter” befasst sich mit zwei sozio-demographischen Wandlungsprozessen der Gegenwart: die Alterung der Bevölkerung und die Verstädterung der Umwelt. Auf diese gleichlaufenden Verschiebungen antwortet es mit dem Versuch, neu aufkommende städtebauliche Experimente auszumachen und begrifflich zu fassen. Frei von den Pflichten des ersten und des zweiten Lebensabschnittes und unbehindert von den Beschwerden des Alters erweist sich die neue Bevölkerungsgruppe des dritten Alters als Tummelfeld für die radikalsten Neuerungen im Bereich der subjektiven Einstellung, der sozialen Gruppenbildung und des Städtebaus. Viele der urbanen Experimente im Rahmen dieser ‚späten Freiheit’ harren noch der Aufnahme in den städtebaulichen Diskurs. Ausgerichtet auf unterschiedliche Aspekte der Stadtplanung (Massstab, Dichte, Zeitlichkeit, Mobilität, Typologie, Landschaft und Infrastruktur) verweisen sie auf neue konzeptionelle Ansätze und materielle Techniken, die es im Umgang mit den urbanen Herausforderungen durch die ältere Bevölkerung anzuwenden oder in die Wissenszweige der Architektur und des Städtebaus einzuführen gilt.
Die Untersuchung bauen auf vier Fallstudien auf: i) Senior Recreational Vehicle Community, USA: eine mobile Bevölkerung aus über drei Millionen Senioren, die über Internet miteinander kommunizieren: ii) Villages of Florida, USA: die weltweit grösste Gemeinschaft aus Pensionären, die dank einer umfassenden Ausstattung mit Elektro-Gefährten mobil bleiben; iii) Costa Blanca, Spanien: eine hochverdichtete Agglomeration mit Ruheständler aus West- und Nordeuropa; und iv) Huis Ten Bosch, Nagasaki, Japan: ein gemischt-kultureller Themenpark mit Wohnanlagen für Rentner.