Wie sieht die optimale Siedlungsform aus, welche Nachhaltigkeit mit einer hohen Wohn- und Aufenthaltsqualität verbindet? Während kompakte Strukturen den Landverbrauch minimieren, übt eine innere Verdichtung der Städte Druck auf die verbleibenden Grünflächen aus, was sich auf die Bereitstellung von Ökosystemleistungen und letztendlich auf die Lebensqualität der wachsenden städtischen Bevölkerung auswirkt. Weniger dichte Siedlungsformen beanspruchen hingegen viel Platz und verursachen Mehrverkehr.
Eine neue Studie der Professur Planung von Landschaft und Urbanen Systemen PLUS untersucht die Ökosystemleistungen, die von Grünflächen erbracht werden in verschiedenen unterschiedlich dichten Siedlungsformen in den beiden Städten Zürich und Singapur. Beide Städte sind bekannt für ihren hohen Anteil an Grünflächen und ihre hohe Lebensqualität. Sie befinden sich jedoch in unterschiedlichen Klimazonen und unterscheiden sich auch im Hinblick ihrer Bevölkerungsentwicklung. Untersucht wurden insgesamt fünf Ökosystemleistungen: Regulierung des Oberflächenabflusses, Regulierung der Luftverschmutzung, Regulierung des Mikroklimas, Kohlenstoffspeicherung und Erholung.
Mehr grün heisst nicht automatisch mehr Ökosystemleistungen
Die Resultate zeigen, dass kompakte Stadtformen mit einer hohen Dichte optimal zur Unterstützung von regulierenden Ökosystemdienstleistungen sind, und dies unabhängig von der Klimazone. Insbesondere grössere Wald- und Wasserflächen sind wesentlich für die Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen in dichten Städten. Weiter zeigt die Studie, dass das Angebot an Ökosystemdienstleistungen nicht linear mit der Grünflächendeckung zunimmt, sondern stark von der städtischen Form abhängt. Mehr grün heisst also nicht automatisch mehr Ökosystemleistungen. Interessanterweise stellen wir fest, dass Bereiche, die die Regulierung des Mikroklimas unterstützen, auch wichtige andere Regulierungsdienste wie die Regulierung der Luftverschmutzung und des Wasserdurchflusses erbringen, jedoch nicht unbedingt Erholungsdienste.
Während die Arbeit für Landschafts- und Stadtplanerinnen, Architekten und Ökologinnen relevant ist, ist sie auch für politische Entscheidungsträger relevant, die an der Planung nachhaltiger Städte beteiligt sind. Da die Methode nur frei verfügbare Datensätze verwendet, kann sie gut auf andere Städte übertragen werden und EntscheidungsträgerInnen bei der Planung der nachhaltigen Entwicklung von Städten auf der ganzen Welt unterstützen.
Diese Studie ist im Rahmen des Projektes Assessing Singapore’s Natural Capital entstanden.
Die studierte Geografin Bettina Weibel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Professur PLUS Planung von Landschaft und Urbanen Systemen. Sie befasst sich mit dem Management und der Verbesserung der Qualität der Landschaft und Mensch-Umwelt-Interaktionen. Durch die Anwendung neuer Konzepte wie Ökosystemdienstleistungen und neuer Methoden wie maschinelles Lernen versucht sie, Informationen in nützlicher Form für praktische Anwendungen in der Raumplanung in verschiedenen Massstäben verfügbar zu machen.
Adrienne Grêt-Regamey ist Professorin am Institut für Raum- und Landschaftsplanung und leitet die Professur PLUS Planung von Landschaft und Urbanen Systemen. Derzeit konzentriert sich ihre Forschung darauf zu verstehen, wie die Interaktionen und/oder Handlungen des Menschen Landschaften auf verschiedenen zeitlichen und räumlichen Skalen formen, wobei unterschiedliche Modelle für Landnutzungsentscheidungen im Prognose- und Rückwirkungsmodus verwendet werden.